„Stunde der Wintervögel“: mehr Rotkehlchen und Spatzen, weniger Meisen

Folgen des milden Winters: Während weniger Kälteflüchtlinge aus dem Norden und Osten zu uns kommen, bleiben immer mehr frostempfindliche Arten ganzjährig bei uns. Insgesamt wurden bei der „Stunde der Wintervögel“ 5,6 Millionen Vögel beobachtet, darunter 1,1 Millionen Hausperlinge.

 

An der diesjährigen „Stunde der Wintervögel“ haben mehr als 236.000 Menschen teilgenommen. Nach Auswertung aller Daten einschließlich der postalisch eingegangenen Meldungen steht eine Rekordzahl von 5,6 Millionen beobachteter Vögel aus 176 Arten zu Buche. Gezählt wurde vom 8. bis 10. Januar in bundesweit 164.000 Gärten und Parks.

Der NABU und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV) freuen sich damit über eine Rekord-Teilnahme, unglaubliche 65 Prozent über dem Vorjahr. Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion wird dadurch noch aussagekräftiger. Sicherlich hat auch der Corona-Lockdown dazu beigetragen, dass mehr Menschen ihr Interesse für die Natur vor der eigenen Haustür entdecken.

 

Nicht zugenommen haben dagegen die Vogelzahlen – im Gegenteil. „Die durchschnittlich 34,5 Vögel pro Garten sind der zweitniedrigste Wert seit Beginn der Aktion im Jahr 2011, zwölf Prozent weniger als im langjährigen Durchschnitt“, so NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann.

 

„Nur 2017 waren die Zahlen noch etwas niedriger. Auch damals machten sich besonders die typischen Futterplatzbesucher rar, nämlich sämtliche Meisenarten, Kleiber, Gimpel und Kernbeißer – alles Arten deren Winterbestände auf den Zuzug von Artgenossen aus dem Norden angewiesen sind. Dieser ist im bis kurz vor der Zählung europaweit sehr milden Winter wohl teilweise ausgeblieben.“

 

Rekordwerte erreichten dagegen Standvogelarten wie Haussperling und Stadttaube sowie Arten, die grundsätzlich mildere Winter bevorzugen, wie Rotkehlchen und Ringeltaube.

„Seit Beginn unserer Zählaktion 2011 nehmen die Winterbestände derjenigen Vogelarten ab, die auf Zuzug aus dem Norden und Osten angewiesen sind. Im Winter standorttreue Arten und solche, die teilweise von uns nach Süden ziehen, zeigen dagegen stabile oder gar wachsende Winterbestände“, so Lachmann. Zuletzt gab es eine lange Reihe vergleichsweise milder Winter. Je milder der Winter, desto geringer ist die Neigung der Vögel, in wärmere Regionen im Süden und Westen auszuweichen.

 

Ein besorgniserregend schwaches Ergebnis, das nicht mit dem Wetter erklärt werden kann, liefert der Grünfink. Sein Abwärtstrend setzt sich leider unverändert fort. Diesmal wurden nur noch 0,9 Grünfinken pro Garten gemeldet. Damit gibt es heute nur noch ein Viertel der Grünfinken, die noch 2011 die Gärten bevölkerten. Als Ursache gelten vor allem Infektionen mit tödlichen Einzellern (Trichomonaden) an sommerlichen Futterstellen.

 

Die fünf am häufigsten gemeldeten Arten waren erneut Haussperling – mehr als 1,1 Millionen und somit 6,87 Vögel pro Garten –, Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise und Amsel. Im Vergleich zum Vorjahr haben lediglich Feldsperling und Blaumeise die Plätze getauscht.

Die Amsel erholt sich weiter langsam von ihren Tiefstwerten nach der schweren Usutu-Epidemie des Sommers 2018. Besonders niedrig waren dagegen die gemeldeten Zahlen der Blaumeise, wobei unklar bleibt, ob fehlender Zuzug aus dem Norden oder die Folgen einer bakteriellen Epidemie im letzten Frühjahr die Hauptursache ist.

 

Hier finden Sie alle Ergebnisse der "Stunde der Wintervögel 2021"

 

Bild: NABU-Stunde der Wintervögel-Gestaltung-publicgarden-Berlin