Langer Schnabel im feuchten Grün

Gibt es eine Zukunft für den Großen Brachvogel in der Region?

Der NABU Bremervörde Zeven beginnt seine Schutzmaßnahmen

Dieses Projekt wird gefördert durch Bingo! Die Umweltlotterie
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Schon seit Urzeiten begleitet der weit tragende, trillernde Ruf des größten aller Watvögel, der Brachvogel, das Leben in den großen Niederungen und der Moore. Konnte der sehr reviertreue Vogel in früherer Zeit noch von den inzwischen abgetorften Mooren auf das dabei entstandene offene Grünland ausweichen, so wird ihm heute durch den rasanten Wandel in der Landwirtschaft, Intensivwirtschaft und Ausweitung der Ackerfläche, fast jeder Raum zum Brüten genommen. Die wenigen verbliebenen Paare erleiden durch unterschiedliche Einflüsse hohe Brutverluste.

Seit Jahren beobachtet der NABU Bremervörde-Zeven die Entwicklung des Vogels mit Sorge. „Wir müssen jetzt Handeln, um die letzten Vorkommen des Großen Brachvogels unserer Heimat zu erhalten“, erklärte der Vorsitzende des NABU Bremervörde-Zeven, Uwe Baumert, ein Projekt, das jetzt zum Schutz dieser Watvögel aufgelegt wurde. „Unsere Schutzbemühungen werden aber nur erfolgreich sein, wenn wir von den Nutzern der Flächen unterstützt werden. Wir werden uns bemühen, die betroffenen Landwirte anzusprechen, um sie mit deren Einwilligung, die kaum Einfluss auf die Flächennutzung hat, den Schutz der Gelege und der Jungenaufzucht zu sichern“, so Uwe Baumert weiter.

Tom Dove
Tom Dove

„Mit Glück überstehen die Gelege dem Walzen oder den anderen Aktivitäten, dann droht große Gefahr von Nesträubern“, erläuterte der NABU Kreisvorsitzende. Die ehrenamtlichen Helfer des NABU wollen die Gelege durch befristete Einzäunung des Brutplatzes schützen. Durch geplante strukturelle Verbesserungen, wie der Errichtung von Schutzstreifen und Brachflächen, würde später den flüggen Jungen geholfen. Gern könnten sich interessierte Menschen beim NABU unter Telefon 04761 71330 melden, um diese Aufgaben zum Schutz des Brachvogels zu unterstützen. Fachliche Kenntnisse seien nicht erforderlich, so Uwe Baumert weiter.

Trotz der Statur eines Haushuhns ist der scheue Sänger durch sein bräunliches Gefieder nur schwer zu entdecken. Hat man ihn jedoch gefunden, ist er durch seinen bis zu 15 Zentimeter langen, gekrümmten Schnabel problemlos zu bestimmen.

In Niedersachsen steht der Große Brachvogel seit 2007 als „stark gefährdet“ auf der Roten Liste, in weiten Teilen Deutschlands fehlt er mittlerweile ganz, er gilt nach dem Bundesnaturschutzgesetz als „streng geschützte“ Art.

 

Bereits jetzt, Ende März, Anfang April kehren die Brutpaare auch wieder in unsere Region zurück. Insbesondere in der ausgedehnten Offenlandschaft der unteren Osteniederung und den Feuchtwiesen des nördlichen Teufelsmoores suchen die Paare dann ihre angestammten Brutplätze auf. Wie bei vielen anderen Wiesenbrütern auch, ist es genau die Zeit, in der auch auf den Flächen wieder gewirtschaftet wird.


Der Große Brachvogel – Die ersten Küken sind geschlüpft!

Kugelrunde Augen, feuchtes grau-braunes Gefieder und ein schon erstaunlich langer Schnabel: Noch etwas wacklig sitzen die vier Brachvogel-Geschwister auf ihren Füßen. Doch bereits einen Tag nach dem Schlüpfen verlassen die Nestflüchter die elterliche Bleibe und werden dann im hohen Gras der Umgebung von den Altvögeln weiter gefüttert.
Die Arbeit für den NABU-Kreisverband Bremervörde-Zeven ist sehr umfangreich und beginnt mit dem Zeitintensiven suchen der Gelege und sofortigen absichern mit Elektrozäunen zum Schutz vor Fraßfeinden wie Fuchs, Marder und Wildschwein. Auch die Funktionsfähigkeit der Zäune muss ständig überprüft und wenn notwendig wieder hergestellt werden. Sind die Küken dann geschlüpft, können die Zäune wieder entfernt werden.
Seit dem Start des Projekts zum Schutz des Großen Brachvogels am 1.Februar ist viel passiert: Dank der Mithilfe der zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiter konnten bislang 4 Brachvogelpaare erfolgreich ihre Gelege ausbrüten, da somit zur Zeit 19 Küken geschlüpft sind. Die Schutzzäune konnten dort bereits abgebaut werden. „Das ist eine große Motivation für uns alle“, so Ann-Katrin Heinlein, ehrenamtliche Mitarbeiterin. „Nachdem innerhalb der letzten Wochen fünf Gelege verlassen oder ausgefressen wurden, haben wir uns über diesen Erfolg umso mehr gefreut!“.

Zurzeit sind elf weitere Gelege eingezäunt und werden von den Tieren bebrütet. Die Küken dieser Brachvogelpaare werden voraussichtlich in den nächsten zwei Wochen schlüpfen. Das bedeutet auch weiterhin viel Arbeit für die Ehrenamtlichen, da die Reviere auf einer Fläche von Cuxhaven bis Scheeßel verstreut liegen. Auch eventuelle Nachgelege der Vögel sind zu erwarten.

Doch Dank der erfolgreichen Kooperation des NABU-Kreisverbandes mit Landwirten und Jägerschaft blickt Projektleiterin Simone Zukowski optimistisch in die Zukunft: „Wir sind richtig begeistert von der Unterstützung und Zusammenarbeit. Besonders die selbstverständliche Bereitstellung der Flächen durch die Landwirte erleichtert uns das Arbeiten sehr. Auch dass bisher alle ohne zu zögern breite Randstreifen zum Schutz der geschlüpften Küken ungemäht lassen, ist sehr hilfreich.“

Weiterhin sind die Beobachtungen der Bürger und insbesondere der Jägerschaft für den NABU-Kreisverband Bremervörde-Zeven eine große Hilfe. Insgesamt erfreut sich das Projekt zum Schutz des Großen Brachvogels auch in der Bevölkerung großen Interesses.

Helfer, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, sind jederzeit unter der Nummer 04761/71330 willkommen.

Überlebenskampf in Reich des Brachvogels

Alle Küken sind geschlüpft. Jetzt geht es ums Überleben

Die Brutsaison des Großen Brachvogels ist vorbei, alle Küken sind geschlüpft. Jetzt kommt es darauf an, alle Widrigkeiten, ob Hitze, Regen, Kälte und Sturm aber auch angreifende Fressfeinde, zu überleben. Die diesjährige aktive Phase des Projektes zum Schutz des Großen Brachvogels vom NABU-Kreisverband Bremervörde-Zeven ist mit dem letzten abgebauten Schutzzaun beendet. Insgesamt wurden 56 Eier gezählt, aus denen 31 Küken erfolgreich geschlüpft sind, unterstrich Uwe Baumert und lobte insbesondere die ‚gute Kooperation mit Landwirten und Jägerschaft’. Noch dicker fiel das Lob des NABU-Chefs aus für ‚den unermüdlichen Einsatz der Projektleiterin Simone Zukowski und dem überalle Maßen einsatzfreudigen Detlef Ertel.’

Allerdings ist die Arbeit für die Ehrenamtlichen noch nicht zu Ende. Auch weiterhin muss verfolgt werden, wo sich die jungen Brachvögel aufhalten und wie viele noch am Leben sind. Bislang konnten 20 Küken munter auf den umliegenden Flächen beobachtet werden. Da die Brachvogelküken Nestflüchter sind, verlassen sie einen Tag nach dem Schlupf ihr Nest. Das macht die Erfolgskontrolle so schwierig. Die Gebiete um die Gelege herum müssen genau abgesucht werden, um die Küken zu erblicken. Aber auch die Warnungen und Angriffe der Alttiere auf mögliche Fraßfeinde sind ein Indiz darauf, dass der Nachwuchs noch am Leben ist.


Die Überlebensrate von Brachvogelküken liegt normalerweise bei 0,5 Küken pro Gelege oder einfacher ausgedrückt: Aus zwei Brachvogelgelegen (jeweils mit 4 Eiern) überlebt ein einziger Jungvogel. Dies liegt an vielen natürlichen Faktoren. Die jungen Brachvögel können sich im niedrigen Gras oder zwischen kleinen Maispflanzen nur schwer verstecken, so dass die Fraßfeinde, wie Greifvögel, Wildschweine oder Füchse in hoher Anzahl leicht an ihre Beute, die Brachvogelküken, gelangen. Aber auch die Witterung war in diesem Jahr ein großes Problem. Die frisch geschlüpften Küken reagieren nach dem Schlupf sehr empfindlich auf Kälte und Nässe.

Rückblickend stellt Simone Zukowski, Leiterin des NABU-Projektes, trotz der Verluste fest: „Wir sind sehr zufrieden mit dem bisherigen Ergebnis des Projektes. Die Landwirte haben uns stets über jeden ihrer Arbeitsschritte auf den Feldern informiert, sodass wir die Jungvögel vor der Mahd mithilfe der sehr engagierten ehrenamtlichen Helfer heraustreiben konnten. Ohne die gute Kooperation mit allen Beteiligten hätte das Projekt nicht so erfolgreich durchgeführt werden können.“