Storchenbericht von 2025

Bild 1: Familie Thomas, Basdahl; 2: Dorfplatz Basdahl; 3: Familie Dilissen, Elm. Fotos: Jens Bardenhagen

 

Der Weißstorch gilt seit jeher als Glücksbringer – vielleicht ist er auch deshalb bei vielen Menschen so beliebt. Mit seiner Flügelspannweite von bis zu 2,20 Metern, dem eleganten Segelflug und dem charakteristischen Klappern beeindruckt er jedes Jahr aufs Neue. Auch im Altkreis Bremervörde ist „Meister Adebar“ längst heimisch geworden. Umso erfreulicher, dass sich die beiden ehrenamtlichen Storchenbeauftragten des NABU Bremervörde-Zeven, Hans Heinrich Gerken (Bremervörde) und Jens Bardenhagen (Alfstedt), mit großem Engagement um Bestand und Brutgeschehen kümmern. Ihren Jahresbericht 2025 haben sie nun vorgelegt:

 

Frühe Rückkehr dank milder Winter

 

Wie Bardenhagen berichtet, kehren die Störche inzwischen immer früher aus ihren Winterquartieren zurück: Während sie früher erst Mitte März in der Region eintrafen, landen die ersten Exemplare heute oft schon Mitte Februar – eine Folge der milderen Winter infolge des Klimawandels.

 

In diesem Frühjahr waren zunächst 69 Nester im Altkreis besetzt, in denen die Brutpaare mit der Aufzucht begannen. Doch die lange Trockenheit im Frühjahr und anschließende starke Regenfälle hatten Folgen: In 14 Nestern starben die Jungstörche, einige wurden sogar von den Eltern aus dem Nest geworfen – ein Verhalten, das unter normalen Umständen selten ist. „Störche sind in der Regel fürsorgliche Eltern“, betont Gerken. „Doch bei extremer Witterung oder Futtermangel bleibt ihnen manchmal keine Wahl.“

 

111 Jungstörche erfolgreich ausgeflogen

 

Trotz dieser Verluste ziehen Gerken und Bardenhagen eine insgesamt positive Bilanz: 55 Brutpaare zogen in diesem Jahr 111 Jungstörche groß – ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr (62 Brutpaare mit 130 Jungvögeln), aber angesichts der widrigen Umstände ein respektables Ergebnis. Vor allem, da sich die Bestände seit 2011 kontinuierlich gut entwickelt haben. Einen wichtigen Beitrag leistete dabei auch das reichlich vorhandene Nahrungsangebot, etwa auf den vielen umliegenden Maisfeldern.

 

Sieben neue Nester kamen in diesem Jahr hinzu: zwei in Elm (Firma Gillenkirch und Brüning), je eines in Malstedt (Fitschen), Brillit-Osterwede (Dubberke), Karlshöfener Moor (Blanken), Seedorf (Venjakob) und Bremervörde (Bredt). Mit elf Horsten ist Elm das storchenreichste Dorf der Region – sechs davon waren in diesem Jahr belegt.

 

Die meisten Paare zogen ein bis drei Jungvögel groß. Besonders erfolgreich war das Storchenpaar auf dem Horst der Familie Thomas in Basdahl: Dort wurden sogar vier Jungstörche gezählt. Als eines der Küken aus dem Nest geworfen wurde, kümmerte sich die Familie umgehend – mit Pflege, Fütterung und Geduld gelang es, das weibliche Junge zu retten.

 

Im Horst der Familie Alpers in Elm gab es einen Storchenkampf, den ein Altstorch nicht überlebte. Von den beiden im Nest verbliebenen Küken überlebte eines, das von der Familie Alpers zur Aufzuchtstation nach Berne gebracht wurde und so gerettet werden konnte.

 

Immer mehr Winterstörche in Niedersachsen

 

Ende August oder Anfang September werden die Störche wieder gen Süden aufbrechen. Doch nicht mehr alle zieht es bis nach Afrika: Immer mehr Weißstörche überwintern in Westeuropa – etwa in Spanien, Portugal oder sogar hierzulande. Auch im Altkreis Bremervörde nimmt die Zahl der sogenannten „Winterstörche“ seit Jahren zu. Bardenhagen und Gerken bestätigen: „Die milden Winter und das reichhaltige Nahrungsangebot – vor allem in Feuchtgebieten, auf Maisfeldern oder Müllplätzen – machen es möglich.“

 

Engagement auf vielen Ebenen

 

Zwischen 800 und 1000 Kilometer legen die beiden NABU-Beauftragten jedes Jahr bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit im Altkreis Bremervörde zurück. Dabei profitieren sie auch von der engen Zusammenarbeit mit Grundstückseigentümerinnen und -eigentümern, die die Horste auf ihren Flächen pflegen und sich an den Bruterfolgen erfreuen. Zur Beobachtung des Brutgeschehens setzt Jens Bardenhagen gelegentlich auch eine Drohne ein, die eindrucksvolle Luftbilder von den Nestern liefert. 

 

Der Vorsitzenden des NABU Bremervörde-Zeven Walter Lemmermann bedankt sich ausdrücklich bei Hans-Heinrich Gerken und Jens Bardenhagen für ihren unermüdlichen Einsatz. „Sie leben den Naturschutz vor Ort in beeindruckender Weise. Die vielen positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind nur ein Beleg dafür“.