Ein Jahr Naturgarten-AG - wir ziehen Bilanz

Aktive der NABU Naturgarten-AG.  Foto: Peter Heyer NABU OHZ
Aktive der NABU Naturgarten-AG. Foto: Peter Heyer NABU OHZ

Die Idee dazu war schon vor Corona geboren worden, realisiert werden konnte die Naturgarten AG erst 2023. „Es war unser Traum, Menschen zusammenzubringen, die einen Naturgarten pflegen wollen, aber vielleicht nicht immer wissen, wie sie es anpacken sollen“, erläutern Walter Lemmermann und Renate Warren, die beiden Vorsitzenden des NABU Kreisverbands Bremervörde-Zeven die Initiative. Immer wieder seien an den Vorstand Fragen herangetragen worden, wie man den eigenen Garten oder auch ein öffentliches Stück Grün naturnäher oder insekten- und vogelfreundlicher gestalten könnte. „Da ich selber leidenschaftliche Naturgärtnerin bin und das Glück hatte, einen ehemals tristen Garten in einen großen Lebensraum für Wildtiere und Pflanzen umwandeln zu können, war dies sofort mein Lieblingsprojekt des Kreisverbands“, erzählt Renate Warren begeistert.

 

Das erste Treffen fand im Frühjahr bei schönstem Wetter im Garten der NABU Umweltpyramide in Bremervörde statt, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus dem gesamten Verbandsgebiet zusammen. Sich kennenlernen, erste Wünsche und Fragen an die AG richten, Erfahrungen aus den eigenen Gärten schildern sowie ein Rundgang über das wunderschöne Gartengelände der Umweltpyramide – damit waren schnell über zwei angeregte Stunden vergangen.

 

Wenige Wochen später lud Renate Warren die ganze AG, die sich inzwischen in einer Chatgruppe rege austauschte, in den eigenen Garten ein. Wieder war das Wetter traumhaft. Unter der lauten Beteiligung der Teichfrösche wurden Fragen gesammelt, die den Teilnehmenden unter den Nägeln brannten: Darf mein Nachbar Spritzmittel benutzen, und wenn ja, welche? Welche Stauden und Gehölze eignen sich für Nachtfalter? Welche Nisthilfen für Sandbienen kann man anbieten? Was kann ich gegen Rehverbiss an meinen Bäumen tun? Es stellte sich heraus, dass viele schon ein großes Wissen in Pflanzen-, Vogel- oder Insektenkunde hatten. Insbesondere die botanischen Kenntnisse von Sabine Meyer, Mitarbeiterin bei der ÖNSOR,  begeisterten alle, und alle profitierten enorm davon.

 

Das Ergebnis dieses Nachmittags war der Plan, sich das nächste Mal ein Schutzgebiet mit Borstgrasrasen in Badenstedt anzuschauen. Hannah Kohlhagen von der ÖNSOR, die ebenfalls bei der Naturgarten AG dabei war, bot an, die Leitung zu übernehmen und gemeinsam mit zwei Mitarbeitern des Landkreises den besonderen Pflanzenreichtum des Lebensraumes „Borstgrasrasen“ zu erläutern.

 

Der Ausflug nach Badenstedt im Juni wurde ungeheuer aufschlussreich. Gemeinsam suchten alle nach Arten, die nur hier wuchsen und zum Teil schwer zu finden waren. Hier waren gerade Hannah Kohlhagen und Sabine Meyer mit ihrem botanischen Fachwissen in ihrem Element und wiesen auf Pflanzen hin, die weniger geübte Beobachter nie entdeckt hätten.

 

Am selben Nachmittag stand noch der Besuch der Privatgärten von zwei Teilnehmerinnen an, einer ebenfalls in Badenstedt und einer in Tarmstedt. Wie verschieden doch Naturgärten sein können! Und welch kreative Ideen überall vorhanden waren, um neuen Lebensraum für Vögel, Insekten und auch Amphibien zu schaffen. Jeder und jede konnte von eigenen Erfahrungen berichten, der Wissensaustausch, der ja eines der Ziele der Naturgarten AG gewesen war, funktionierte hervorragend.

 

Als vorläufiger Jahresabschluss der diesjährigen AG-Aktivitäten fand kürzlich ein Besuch beim NABU Osterholz-Scharmbeck statt. Die dortige Gruppe hatte in langjähriger mühevoller Arbeit eine brachgefallene, zum Teil vermüllte Parzelle in einen lebendigen Naturgarten verwandelt. Mit großer Artenkenntnis begeisterte der 1. Vorsitzende Peter Heyer die Besucher und Besucherinnen der AG. Wie wichtig gerade die Verwendung von heimischen Pflanzen für die Insektenwelt ist, weil sich beide im Laufe der Evolution aneinander angepasst haben, hob er immer wieder hervor. „Manche Schmetterlingsraupen beispielsweise ernähren sich von den Blättern nur einer einzigen Pflanzenart“, so Heyer, „und das kann natürlich keine gezüchtete Blume aus dem Gartencenter sein.“ Die Parzelle war so groß und so vielseitig angelegt, dass man stundenlang darin herumwandern und immer wieder Neues entdecken konnte.

 

Das blühende Leben der Natur im eigenen Garten – es braucht noch mehr Nachahmerinnen und Nachahmer, um viele, viele kleine und größere Trittsteinbiotope zum Überleben von Pflanzen und Tieren herzustellen. „Wir planen, die Naturgarten AG im nächsten Jahr für ein größeres Publikum zu öffnen“, so Renate Warren und Walter Lemmermann. „Dieses Jahr wollten wir herausfinden, wie das Interesse ist, das ist gelungen. Das Ergebnis ist sehr ermutigend.“

Es gibt schon Ideen für neue Aktivitäten in 2024. Mehr wird noch nicht verraten. Wer Interesse am Mitmachen hat, kann sich gerne melden unter nabu-brv-zeven@gmx.de

Bild 1 und 2: Rundtour zu den privaten Gärten. Bild 3: Borstgrasrasen Badenstedt. Bild 4: Hannah Kohlhagen (ÖNSOR). Bild 5: Parzelle in OHZ.
Fotos: Renate Warren