Naturgarten - wie geht das?

Fast 50 Gäste waren am 16. März der Einladung ins Landgasthaus Martin in Selsingen gefolgt: Dirk Israel, Mitglied des Vorstands des NABU Bremervörde-Zeven, hat dort anhand vieler eindrücklicher Bilder gezeigt, wie aus einem ehemaligen Schurrasen ein blühendes Stück Natur werden kann.

 

„Auf unserem 945 qm großen Grundstück wurde früher, bevor wir das Haus gekauft haben, jedes Wochenende mit einem Rasenmäher der Rasen gemäht“, erklärte der passionierte Naturgärtner, „da ist dann nichts mehr gewachsen, was Vögeln und Insekten Nahrung und ein Zuhause bietet.“ Er und seine Frau wollten der Natur aber ihren wohlverdienten Platz zurückgeben. Sein Garten sei überwiegend ein Schattengarten, umgeben von hohen Bäumen, weswegen auch nur ganz bestimmte Pflanzengemeinschaften dort wachsen würden.

 

„Anfangs haben auch wir gedacht, wir müssten das viele Moos aus dem Rasen herausharken, und ein oder zwei Jahre lang haben wir das auch gemacht. Das Ergebnis war, dass kaum noch Wiesenschaumkraut gewachsen ist.“ Inzwischen aber sähen sie das Moos als natürlichen Teil der Vegetationsabfolge im Jahr an, und einige Zeit nach dem Winter sei es sowieso verschwunden. Dann kämen die heimischen Frühblüher aus der Erde, wie Krokusse, Schneeglöckchen, Märzenbecher, Schlüsselblumen, Blausternchen oder Hasenglöckchen. „Wir lassen alles einfach wachsen, und auch unsere Nachbarn, denen wir anfangs vielleicht ein wenig komisch vorkamen, finden uns inzwischen ganz nett“, lachte Dirk Israel.

 

Das Wichtigste an einem Naturgarten seien vor allem drei Dinge: heimische Pflanzen, keine Chemie und viel Geduld. Dann stellen sich zahllose Insekten und in der Folge auch Vögel von selber ein. Die Israels haben kaum aktiv Veränderungen vorgenommen in ihrem Garten, und mit den Jahren seien immer mehr Arten wieder aufgetaucht. „Das beweist, dass selbst in einem Garten, in dem jahrzehntelang ständig gemäht wurde, noch Samen von Wildpflanzen im Boden schlummern.“ Für Dirk Israel und seine Frau gibt es im eigenen Garten „Zonen mit Betretungsverbot“, wie er schmunzelnd erzählt, da dort die Pflanzen ungestört heranwachsen können sollen. Nur einmal im Jahr, nämlich im Oktober, mäht er die inzwischen fast vertrockneten Gräser und Stauden mit der Sense ab und entfernt das Mähgut, um nicht zu viele Nährstoffe in den Boden gelangen zu lassen.

 

Die große Leidenschaft von Dirk und Regina Israel ist aber ihr eigener Gemüsegarten. Mehrere Beete, ein großes Hochbeet und diverse Beerenbüsche würden sie fast das ganze Jahr hindurch mit eigenem Gemüse und Obst versorgen. Gedüngt wird nur mit hauseigenem Kompost und Brennnesselbrühe. Die Bilder von knackigem Salat, jungen Kartoffeln oder riesigem Grünkohl ließen flugs Ideen zu Rezepten aufkommen. Die Schädlingsbekämpfung, gerade beim Kohl, übernähmen seine Lieblingsinsekten, so Israel, die Wespen und die Hornissen. „Und wenn unsere Zucchini über Nacht mal wieder zu Schuhgröße herangewachsen sind, bekommt Nachbarin Annette die – sie liebt gerade diese Riesenzucchini!“

 

Eines dürfe ein Naturgärtner nie machen, betonte Dirk Israel mehrfach, und das sei Umgraben. „Wenn wir den Boden umgraben, dann ist das für Regenwürmer und Mikrobewohner so, wie wenn ein Bulldozer durch Ihre Wohnung fahren und Sie plötzlich Ihre Dusche auf dem Dachboden und Ihre Küchenstühle im Keller wiederfinden würden.“ Die Natur sorgt von selbst für die richtige Schichtung und ihre Zusammensetzung – wenn man sie lässt!

 

Ein Naturgarten ist nicht nur ein wunderbares Hobby, er ist eine Möglichkeit für jedermann, dem immer dramatischeren Artenschwund zumindest ein Stück weit entgegenzuwirken.

 

Foto: "Dirk Israel hat seinen (Nutz-)Naturgarten vorgestellt." - Renate Warren